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Wissen Sie, warum die Nordfriesen Deiche bauen?
Damit sie nicht ins Meer
laufen, wenn sie betrunken sind.
Und warum die Dithmarscher Deiche bauen?
Damit kein Nordfriese, der trotzdem ins Meer gelaufen ist, in Dithmarschen an
Land kommt.
Das wird natürlich in Dithmarschen erzählt. Aber auch in Nordfriesland könnte man dieses erzählen, natürlich in umgekehrter Benennung.
Schon zur Zeit Karls des Großen hatte Dithmarschen dieselben Landesgrenzen wie heute: Die Eider im Norden, die Elbe im Süden und die von ihnen abzweigenden Sumpfgebiete im Osten und Südosten. In den letzten 2000 Jahren hat Dithmarschen auf der Seeseite immer wieder Land hinzugewonnen. Es ist größer geworden. Da ist z.B. der Dithmarscher Speicherkoog, der gegen Ende der 70er Jahre fertiggestellt war. In Nordfriesland dagegen war es umgekehrt: Dort verlor man mehr Land, als man durch Eindeichungen gewann. Doch auch hier in Dithmarschen war jede Generation immer wieder neu gefordert: Immer wieder brachen die Deiche durch die Sturmfluten, überfluteten und gefährdeten das Land. Aber die Dithmarscher Marsch liegt, im Gegensatz zu den Moorschichten in Nordfriesland, auf festem Untergrund. Und so ließ sich das Land nach jeder Sturmflut wieder neu bedeichen, oft noch mit Landzugewinn. Die Sturmfluten nehmen ja nicht nur das Land, sie lagern auch ab, dort jedenfalls, wo die Bedingungen dazu günstig sind. Und das waren sie meistens zwischen Elbe und Eidermündung, in Dithmarschen.
In der Besiedlung und Nutzung des aus dem Meer kommenden Bodens gab es zwei große Epochen. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebten unerschrockene Leute draußen im Vorland ohne den Schutz von Deichen in halligartigen Siedlungen. Im Anfang sogar ohne Wohnhügel, einfach auf der natürlichen Oberfläche. Die Bauern damals haben nicht nur Vieh geweidet, sie haben auch Ackerbau betrieben. Das ist bei archäologischen Ausgrabungen in Ostermoor/Brunsbüttel festgestellt worden. Eine Rekonstruktion eines Bauernhauses aus dieser Zeit steht im Museum für Dithmarscher Vorgeschichte in Heide.
In der zweiten Besiedlungsphase haben die Bewohner im Vorland kleine Hügel aufgeworfen oder aus Soden und Abfall des Hauses aufgesetzt. Die meisten dieser Wurten haben sich bis heute erhalten. Wesselburen, Wöhrden und Marne sind die größten von ihnen. Markante Beispiele sind auch die Kirchwurt von Hemme, die Dorfwurt von Ketelsbütel, Elpersbütel und Busenwurth.
Später haben die Bewohner des Vorlandes ihre Siedlungen mit Deichen geschützt und damit zur Marsch gemacht. Mit Marsch wird hierzulande eingedeichtes Land bezeichnet. Wann die ersten Deiche entstanden sind wissen wir leider nicht. Angenommen wird, daß die ersten Deiche um 1000 nach Christi Geburt entstanden sind. Zunächst wurden die einzelnen Wurten eingedeicht, später wurden Verbindungsdämme zwischen den einzelnen Wurten aufgeschüttet und ein großflächiges Entwässerungssystem wurde geschaffen, welches auch heute noch überall in Dithmarschen anzutreffen ist. Diese Deiche und Grabensysteme sind nicht von einzelnen Dorfgemeinschaften hergestellt worden, nein, dafür brauchte man großräumige Zusammenschlüße. Nur durch eine gemeinsame Leistung war es möglich aus den verstreuten, ungeschützten und und unverbundenen Vorlandsiedlungen eine kultivierte und ertragreiche Marsch zu machen. Es entstanden "Deich- und Sielverbände". Diese Verbände existieren bis heute, denn auch heute müßen die Deiche und Siele ständig gepflegt und erneuert werden.
Die eigentlichen Leistungen waren damals von den Siedlern der Wurten zu erbringen. Sie waren in zweifacher Weise miteinander verbunden: einmal durch den Ort an dem sie wohnten, durch eine lokale Organisation also. Und zum anderen durch ihre Zugehörigkeit oder den - wieder kündbaren - Beitritt zu einer Sippe. Ohne Sippe konnte keiner überleben. Sie war eine Rechtsschutzgemeinschaft. Mehrere Sippen schloßen sich zu Geschlechtern zusammen. Auch nach der Grundlegung des Deiches blieben die Geschlechter zusammen, um so den neu erarbeiteten Besitz zum einen gegen die mächtige See - zum anderen gegen die Gefahren der menschlichen Gesellschaft bei nachbarlichen Zwisten oder bei Übergriffen von außen zu schützen. Sie sicherten den einzelnen in seiner Existenz, leisteten in Rechtsstreitigkeiten Eideshilfe oder, wenn Fehde angesagt war, Waffenhilfe, damals ein Rechtsinstrument. Die Geschlechter sind oft als die Urzellen dargestellt worden, die Dithmarschen im Innersten zusammengehalten haben sollen. Entsprechend wurde das Ende der Selbstständigkeit Dithmarschens gern mit der Entmachtung der Geschlechter in dem Jahrzehnt der Reformation in Verbindung gebracht. Peter Swin, einer der regierenden Bauern (ich komme später noch einmal auf ihn zurück), der schon zu seinen Lebzeiten legendäres Ansehen genoß, starb deswegen 1537 gewaltsam. Aber schon im Jahrhundert vor der Reformation ist die Geschlechtergewalt immer mehr eingegrenzt worden. Die führenden Zeitgenossen hatten die Zwiegesichtigkeit der Geschlechter erkannt, ihre Gemeinschaft stärkende und zerstörende Wirkung durch die Fehden zwischen den Geschlechtern. Doch genug jetzt, wir kommen später noch einmal zu den Geschlechtern, beziehungsweise zum Lundener Geschlechterfriedhof zurück.
Brechen wir nun auf zu einer kleine "Rundfahrt" durch Dithmarschen.
Beginnen wir mit einer neueren Sehenswürdigkeit Dithmarschens:
(Mit dem Elektrorollstuhl sehr gut zu befahren, sonst kräftige Begleitperson
erforderlich.)
Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 richtete an den Deichen und Uferschutzanlagen
der schleswig-holsteinischen Westküste und der Elbe schwerste Schäden
an. Daraufhin wurde das gesamte Schutzsystem noch einmal, wie nach der Hollandflut
1953, auf den Grad seiner Sicherheit überprüft. Deshalb stellte das
Land Schleswig-Holstein 1963 alle Maszlig;nahmen zur Sicherung der Küsten
im Generalplan "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz"
zusammen. Dazu gehörte auch der Dithmarscher Speicherkoog. Es herrschte
Eile, denn nach den schweren Sturmfluten vom 3./4. und 21. Januar 1976 zeigten
sich groszlig;e Schäden an dem alten Seedeich des Christankoogs. Er bestand
schon seit 1845, und war so sehr zerstört, daß der Koog mehrfach
überschwemmt und die Bewohner evakuiert werden mußten. Für die
Vordeichung im Inneren der Meldorfer Bucht sprach auch die Tatsache, daß
die vorhandene Seedeichlinie stark gegliedert und gewunden war. Sie sprang vor
allem an den Standorten der Entwässerungsgräben weit in das Binnenland
zurück.
Der neue Seedeich verkürzt nun die gefährdete Seedeichlinie von 30,6 auf 14,8 Kilometer Länge. Die bestehenden Deiche, deren Deichkrone bis zu 2,50 Meter unter dem notwendigen Maszlig; liegt (Christianskoog 6,20 Meter über Normal-Null) und deren Böschungen zu steil sind, mußten ersetzt werden; sie bilden nun streckenweise die vordem fehlende zweite Deichlinie, um die bei einem etwaigen Deichbruch denkbare überflutung der Marschen zu begrenzen. Der neue Seedeich hat eine Kronenhöhe von 8,80 Meter über dem Meeresspiegel, das sind rund 7,30 Meter über dem mittleren Tidehochwasser.
Das neue Deichsiel, das fünf Öffnungnen enthält, wird durch ein Stemmtorpaar und ein Hubschütz doppelt gesichert. Die Stemmtore schließen sich bei aufkommender Flut automatisch. Die Hubschütze werden bei einem Wasserstand von 2,50 Meter über dem Mitteltidehochwasser heruntergedreht.
Neben dem Siel ist ein kleines Hafenbecken errichtet worden, das während der Normaltide jederzeit schiffbar ist. Der Hafen nimmt die Bauschiffe für den Küstenschutz und rund 100 Boote von Sportfischern, Motorbootseglern und Seglern auf. Auch die Schleuse für die Schiffahrt besitzt zwei Stemmtore.
Meldorf ist durch einen Kanal und eine Straße mit dem Sielwerk verbunden, wobei der alte Meldorfer Hafen bei Bau des neuen Hafen aufgegeben wurde.
Den Hafen kann man über zwei Zufahrtsstraßen erreichen: Aus Richtung Meldorf, über den Meldorfer Hafen und vom Christianskoog aus.
Nun sind wir schon einmal in der Nähe von Meldorf, fahren wir dorthin und besuchen dort die berühmteste Kirche Dithmarschens.
(Mit dem Rollstuhl gut zu befahren!)
... wurde irgendwann zwischen 809 und 826 n. Christi erbaut. Natürlich nicht dieser mächtige Bau, der ganz Meldorf beherrscht und die Besucher schon von weitem begrüßt. Aber an der gleichen Stelle ließ Karl der Große die erste Kirche Dithmarschens bauen. Mit dem Bau dieser, ersten, Kirche bekam Meldorf eine zentrale Funktion, die bis zum Aufkommen Heides nach einem Bruderkrieg beibehalten werden konnte. Vielleicht hat sich Karl auch etwas dabei gedacht, als er genau diesen Ort für den Bau eines christlichen Gotteshauses auswählte. War Meldorf doch damals der zentrale Versammlungsplatz für den Gau Dithmarschen als er die Unterwerfung durchsetzte. Zentraler Versammlungsplatz hieß Gerichtsplatz, Platz der Heerschau und der Kultübungen. Platz - von einer Stadt war noch lange nicht die Rede. Sie entwickelte sich erst im 12. und 13. Jahrhundert. Der zentrale Marktplatz, im Verhältniss für eine mittelalterliche Stadt übergroß gestaltet, und die Hauptstraßen sind also älter als die städtische Bebauung. Die alte Hauptstraße, die heutige Zingelstraße, führt von Osten, über einen Höhenrücken unmittelbar auf den Marktplatz zu. Und ungefähr dort, wo sich heute das Landwirtschaftliche Museum befindet, war, bis zum Bau des neuen Meldorfer Hafens, der alte Hafen. Damals ein einfacher Schiffslandeplatz, der eine bequeme Handelsverbindung mit Bremen und Hamburg ermöglichte.
Doch zurück zum "Dom": Freilich ist der "Meldorfer Dom"
kein richtiger Dom, war doch Meldorf nie Bischofssitz gewesen, aber von Meldorf
aus, ging, wie gerade schon erwähnt, die Christianisierung Dithmarschens
aus. Die Meldorfer Kirche ist die Mutterkirche aller Dithmarscher Kirchen. Richtig
muß man diesen stattlichen Bau mit St.-Johannes-Kirche benennen. Vielleicht
haben wir Glück, und eine Tür ist nicht verschloszlig;en:
Im Inneren sind Gewölbefresken mit biblischen Motiven aus dem 13. Jahrhundert
erhalten. Das Bronzetaufbecken stammt aus der Zeit um das Jahr 1300, der Passionsaltar
ist 1520 erbaut worden. Die Kanzel 1601, das Chorgitter 1602/03. Der Kirche
gut angepasst erscheint auch die Marcussenorgel von 1977 mit ihren 42 Registern.
Im Dom erinnert eine Grabplatte an den Arabienforscher Carsten Niebuhr, der
als einziger eine Expedition des dänischen Königs in dem Jemen in
den Jahren 1761-1767 überlebte. Ihm gehörte das Haus am Marktplatz,
in dem heute die Domgoldschmiede untergebracht ist.
Weitere Informationen über die St.-Johannes-Kirche finden Sie bestimmt auf einem kleinen Tisch hinter der letzten Sitzreihe.
In Meldorf gibt es gleich mehrere Museen.
Das Landwirtschaftliche Museum (rollstuhlgerecht), an der heutigen B5 gelegen, beherbergt alte landwirtschaftliche Gerätschaften, mit denen teilweise bis vor wenigen Jahren noch die umliegenden Felder bewirtschaftet worden sind. Die Veränderung des Lebens und der Arbeit durch die seit fast 150jährige Industrialisierung wird anhand diverser Maschinen dargestellt. Eindrucksvoll ist z.B. eine dort ausgestellte Lokomobile und eine komplette Sauerkrautfabrik. (Der Dithmarscher Kohl findet sich in vielen Supermärkten Deutschlands wieder.) Auch eine Bäckerei mit Laden und Backstube und eine Dorfschmiede sind dort zu besichtigen. Angeschloßen an dieses Museum ist das Freilichtmuseum "Dithmarscher Bauernhaus", ein Fachhallenhaus aus dem 17./18. Jahrhundert, das bis 1907 bei Albersdorf gestanden hat. Ebenfalls ist dem Museum ein typischer Bauerngarten angeschloßen, wo besonders die alten Bauernrosen zu empfehlen sind. Die Anlage wird übrigens von einer angeschloßenen Behindertenwerkstatt betreut und instandgehalten.
In der Bütjestr. 4 ist das Dithmarscher Landesmuseum untergebracht. (Rollstuhlfahrer sollten sich kräftige Begleitpersonen mitbringen, es geht teilweise leider über Treppen.) Die Hauptthemen sind: Landesgeschichte, Kunst- und Kulturgeschichte, Volkskunde, Schiffahrt und Fischerei. Auch ein kompletter Kinosaal aus den 30er Jahren, eine Gastwirtschaft, eine Arztpraxis mit Operationssaal, eine Eisengießerei und div. Kaufmannsläden sind zu besichtigen. Berühmt ist der aus dem Jahre 1568 bestehende Swin’sche Pesel, eine typische Dithmarscher Bauerstube. Eine Spielzeugsammlung erfreut besonders die Kinder.
Zu erwähnen sei auch die Museumsweberei in der Papenstr. / Ecke Gartenstraszlig;e.
Und wenn Sie noch Zeit für einen Spaziergang haben, so besuchen Sie mit mir den Meldorfer Galgenberg in der heutigen Österstraße. An dem Tagelöhner Johann Wiese aus Ketelsbüttel wurde dort am 12. November 1796 das letzte Todesurteil Dithmarschens vollstreckt. Er nahm am Krieg Dänemarks gegen Schweden teil. Später versuchte er als Leineweber eine Existenz für sich und seine Frau aufzubauen. Harte Umstände bringen ihn in große Not. Er wird zum Dieb und auch des Totschlags angeklagt. Folgen wir seinem letzten Weg vom Meldorfer Südermarkt bis zum Galgenberg in der österstraße: Vom Südermarkt aus gehen wir über die Einkaufzonen Spreetstr. und Zingelstr. in Richtung Bahnhof, von dort folgen wir der österstr. in Richtung Nindorf über die Bahnschienen hinweg. Einige hundert Meter hinter den Schienen sehen wir an der linken Straßenseite, etwas versteckt, zwischen zwei Häusern, den kleinen Hügel des Galgenberges an dessen Fuß Johann Wiese seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
(Leider für Rollstuhlfahrer nur bedingt geeignet.)
Fahren wir nun ein Stück weiter, aus Meldorf hinaus in Richtung Hemmingstedt
und biegen bei dem Hinweisschild "Dusenddüwelswarf" links von
der B5 ab.
König Hans von Dänemark und sein Bruder Friedrich, Herzog von Schleswig
und Holstein wollten im Jahre 1500 die Dithmarscher unterwerfen. Sie hatten
sich für diesen Zweck eine Södnergruppe, die "Schwarze Garde"
angeheuert. Es waren insgesamt 12 000 Mann, die in Dithmarschen eingefallen
waren. Die Dithmarscher Geschlechter konnten bestenfalls 6000 bis 7000 Bauern
dagegenstellen.
Sehr leicht war es für die "Schwarze Garde" bis Meldorf zu kommen.
Am 17. Februar befahl der König den Abmarsch nach Richtung Norden. Er meinte,
die Dithmarscher seien schon besiegt und wollte durch die Bauernrepublik einen
Siegeszug veranstalten. Doch er hatte seine Rechnung ohne Wulf Isebrand von
Oldenwöhrden gemacht. Unter seiner Führung entwickelten die Bauern
eine Strategie:
Sie warfen an dem damaligen Verbindungsweg zwischen Meldorf und Heide eine Schanze
auf. Gleichzeitig gab Isebrand den Befehl sämtliche Siele an den Deichen
zu öffnen. Tauwetter hatte eingesetzt. Da war die "Schwarze Garde"!
Sie staute sich vor der Schanze, von der aus die Dithmarscher den ersten Angriff
gegen das übermächtige Heer wagten. Anfangs lagen hinter der Schanze
nur wenige Hundert Mann. Einige Feuergeschütze hatten sie in Stellung gebracht.
Dann erfolgte der erste Ausfall der Dithmarscher. Er endete in den Spieszlig;en
der Landsknechte. Doch ein zweites Mal hatte Isebrand Erfolg: Die angreifende
Artellerie war ausgeschaltet. An Nachschub der Garde war nicht zu denken, stand
doch der andere Teil der Artellerie noch in Meldorf, aber der Weg dorthin war
mit den kämpfenden, verwundeten und toten Männern voll. Das Wasser
stieg immer mehr an, als die Landknechte die Schanze auf der Ostseite umgehen
wollten. Die Verteidiger erkannten die Gefahr. Um sich besser bewegen zu können
legten sie alles überflüssige ab. Halbnackt stürzten sie sich
dem Königsheer entgegen. Sie wurden abgeschlagen. Isebrand sammelte seine
zurückkommenden Männer und setze mit neu hinzukommenden Bauern aus
Heide zu einem zweiten Angriff an. Die Schlacht schien bereits verloren, als
Isebrand noch mehr Verstärkung bekam. Im letzten Augenblick gewannen die
Bauern die überhand. Die Landsknechte, deren Offiziere schon gefallen waren,
gaben auf. Wer noch konnte, bahnte sich den Weg zurück nach Meldorf. Das
übrige Heer war bewegungsunfähig auf der aufgeweichten und von beidseitig
tiefen Gräben begrenzenden Straße zusammengepfercht. Die Flut, die
durch die Siele hereinbrach verwandelte in wenigen Minuten die Wiesen und äcker
in eine unbegehbare Wasserwüste. Wer sich hineintraute ertrank. Doch die
Dithmarscher kannten das Gelände! Sie hatten ihre Springstöcke, sie
kannten die tiefen Stellen, die Gräben und Wasserlöcher. Sie waren,
im Gegensatz zur Truppe des Königs Hans, abgehärtet und trugen nichts
auszlig;er ihre Hosen und ihre Waffen. Die "Schwarze Garde", ausgebildet
im Kriegshandwerk und 12 000 Mann stark, wurde von 7 000 Bauern besiegt!
Tausende der Landsknechte verloren ihr Leben. Ihre gesamte Ausrüstung fiel den Bauern in die Hände. Auf dem Schlachtfeld wurden später die gefallenen Fusßknechte des feindlichen Heers in rasch aufgeworfenen Massengräbern bestattet, die adligen Toten unter ihnen blieben aber unter dem freien Himmel liegen, "ein Raub für Raben und Hunde", wie der Historiker Lammers schrieb.
500 Jahre nach diesen Begebenheiten errichtete man zum 17.2.1900 eine Monumentalplastik mit der Aufschrift "Wahr die Gahr, de Bur de kümt!" (Sieh dich vor Garde, der Bauer kommt!).
Seit der 600-Jahrfeier, im Februar 2000, befindet sich vor der Monumentalplastik ein, auch für Rollstuhlfahrer befahrbarer, Informationspavillion, wo die Schlacht plastisch und detailgetreu nachgebildet ist.
Wir fahren wieder zurück nach Meldorf, und dann über Nindorf und Bargenstedt weiter nach.
(Mit dem Rollstuhl sind die einzelnen Punkte teilweise gut zu erreichen!)
Albersdorf und seine Umgebung gehören zu vorgeschichtlich interessantesten Gebieten Schleswig-Holsteins. Diese kleine Stadt mit ihrer schönen Umgebung wird auch "klassische Quadratmeile der Archäologieö genannt. Es sind dort etliche Stein- und Bronzezeitliche Grabhügel, im Volksmund auch "Hünengräber" genannt, in mehr oder weniger gutem Zustand erhalten.
Das erste dieser Gräber begegnet uns in der Ortschaft Dellbrück
an der rechten Straßenseite. (Ein Schild weist daraufhin.)
Das gut erhaltene Großsteingrab wurde kurz vor 1850 freigelegt. Die außen
umherliegenden Steine gehören zu dem Rundhügel, den die Grabkammer
einst bedeckt hat. Die Kammer selbst ist ein großer Dolmen ohne Gang.
In dieser Kammer müßen über Jahrhunderte hinweg Menschen bestattet
worden sein, dieses wird aus dem halbhohen Eintrittsstein an der hinteren Stirnseite
deutlich. Wir gehen durch die Absperrung zurück, und folgen dem Weg nach
Süden, er biegt nach links. Kurz hinter einer Brücke, dort ist auch
ein kleiner Autoparkplatz, finden wir die Erläuterungstafel zur Marienburg.
Nach einem kurzen Fußweg erreichen wir das Wallburggelände. Im Jahre
1402 wurde diese Turmhügelburg von den Holsteinern erbaut, mit dem Ziel
von hier aus Dithmarschen zu erobern. Zunächst provisorisch mit Holzgebäuden,
sollte eigentlich hier eine stolze Burg entstehen. Doch soweit kam es nicht
mehr. Die Burg diente als Stützpunkt bei Raubzügen in das Dithmarscher
Land, bei denen die Orte Tensbüttel und Röst so zerstört wurden,
daß sie später wieder an anderer Stelle aufgebaut wurden.
Man müßte im Burggelände eigentlich noch den zentralen Turmhügel
erkennen können, der das Holzblockhaus getragen hat. Er ist von einem inneren
Graben und einem vollständigen Wall mit einem weiteren Graben ringförmig
umgeben. Unklar allerdings ist bis heute geblieben, wo der Eingang der Burg
zu finden ist.
Kehren wir wieder zurück zur Hauptstraße und folgen ihr in Richtung Albersdorf. Auf den Feldern rechts werden sie immer wieder vollständig erhaltene und noch unerforschte Grabhügel entdecken. Forschungsgebiet für die zukünftigen Archäologen. Kurz hinter der Brücke des Baches Gieselau, noch vor Albersdorf, biegen wir nach rechts in den Horstenmoorweg ein und parken dort.
Genau hier beginnt der archäölogische Park von Albersdorf.
Wir folgen dem Horstenmoorweg und biegen den zweiten Weg links ab. Nach einigen Metern stehen wir vor den beiden Langbetten im Bredenhoop. Sie enthalten je eine langgestreckte Steingrabkammer. Das vordere Langbett ist im Jahre 1955 restauriert worden, indem die umgestürzten Einfassungssteine in die Standlöcher wieder eingesetzt wurden. Zwei Steine mußten damals ergänzt werden. Bei diesen Arbeit fand man in der Erde des Langbettes eine gut erhaltene Sichel aus der ausgehenden Steinzeit oder der Bronzezeit aus Feuerstein. Das zweite Langbett ist leider nicht mehr so gut erhalten.
Zwischen den beiden Langbetten folgen wir dem Pfad nach Norden. Er führt auf einen kraterförmigen Rundhügel zu, auch einstmals ein Grabhügel. Links können wir ein drittes Langbett erkennen. Leider sind auch hier beide Gräber "geplündert". Bis in das vorige Jahrhundert hinein waren die Steingräber rund um Albersdorf willkommene Steinbrüche.
Gehen wir vor dem Grabhügel den Weg nach links, und dann die erste Abzweigung wieder rechts, so kommen wir an eine zweiten Grabhügel. Dieser Grabhügel wurde 1876 "untersucht". Jedoch gibt es leider nur noch einen phantasiereichen Bericht: Es sollen dort Baumsärge mit Beigaben, darunter eine Lanzenspitze, ein Bronzedolch und ein Flintdolch gefunden worden sein.
Kehren wir zurück zum Parkplatz, und fahren mit dem Auto nach Albersdorf hinein. Dort folgen wir der Beschilderung "Brutkamp", so gelangen wir zu dem wohl, hier in dieser Gegend, berühmtesten Großsteingrab. Wir können an der Grundschule auf dem Parkplatz unser Fahrzeug abstellen, und gehen über eine kleine Parkanlage zum Brutkamp. Dort befindet sich eine ausführliche Erläterungstafel. Das Großsteingrab besitzt den größten Deckstein Schleswig-Holsteins, der ca. 15 Tonnen wiegt. Man erkennt auch noch gut den Rest eines Rundhügels, aus dem einige größere Steine herausragen. Sie müßten die Steineinfassung des Hügels gebildet haben. Die Größe des Decksteines wirft die Frage auf, wie man damals solche Steine bewegt hat. Beim Bau dieser Gräber griff man auf Findlinge zurück, die damals häufig in der Landschaft herumlagen. Der Transport erfolgte auf nachzulegenden, rollenden Baumstämmen und durch Hebelwirkung längerer Stämme bzw. Äste. Auch Seile kamen wohl zum Einsatz. Um den Deckstein auf die senkrechten Tragsteine zu bekommen, wird man nach der Aufstellung der Tragsteine den Grabhügel auf etwas mehr als die heutige Höhe aufgeschüttet haben. Nun konnte der Tragstein problemlos auf den Hügel transportiert und dort abgelegt werden. Anschließend wurde die aufgeschüttete Erde wieder weggeräumt.
Spazieren wir nun über die Straße "Johann-Buhmanswurth" zum Albersdorfer Aussichtsturm. Auch er steht auf einem bronzezeitlichen Grabhügel. Wer schwindelfrei ist, hat von dort oben einen wunderbaren Ausblick über Albersdorf.
Wenden wir uns nun dem Schalenstein zu. Wir fahren aus Albersdorf in Richtung Bunsoh hinaus und parken auf dem Parkplatz L148, Ecke Ziegeleistraße.
Der Schalenstein von Bunsoh ist eines der bekanntesten derartigen Vorzeitdenkmäler Deutschlands. Er ist einer der drei Decksteine eines Großsteingrabes, das von einem großen Grabhügel überwölbt war und 1874 nicht sachgemäß ausgegraben wurde. Man grub damals nur das Zentrum des Grabhügels aus und fuhr die Erde ab. Man stieß auf eine Lage faust- bis kopfgroßer Steine, auf denen eine schmierige, schwarze Masse verteilt war. Es handelte sich um einen verrotteten Baumsarg aus der späteren Bronzezeit. 1908 erst fand man unter diesen Steinen ein Altsteinzeitliches Ganggrab. Die Steinkammer, innen 1.30 m hoch, trug ursprünglich den Schalenstein, wohl noch ohne seine Schalen. Erst zwischen Bauernsteinzeit und mittlerer Bronzezeit, als der aus Sandstein bestehende Deckstein nur ein klein wenig aus der Erde schaute, galt er als "heiliger Stein" und wurde nach und nach mit Schalen, Rinnen und kleinen Zeichen versehen. Auch die Hände, ein Fuß, das Speichenrad und die Schale mit dem Ring entstammt dieser Zeit. Besser als vor Ort kann man diese Zeichen im Heider Museum für Ditharscher Vorgeschichte betrachten, unser nächstes Ziel.
Heide, heute Kreisstadt und gröszlig;te Stadt Dithmarschens, wurde im Jahre 1434 "gegründet": Zunächst nur eine lose Ansiedlung von Häusern rund um den Versammlungsplatz "uppe de Heide", dem heutigen 4,7 Hektar großen Marktplatz, wuchs Heide im Laufe der Jahre zu einer Stadt heran.
Besuchen wir aber zunächst das Museum für Dithmarscher Vorgeschichte
in der Brahmsstraße. (Behindertenparkplatz direkt vor den Haus, Rollstuhlfahrer
können,nach Voranmeldung, den Hintereingang benutzen, das OG ist ohne fremde
Hilfe leider nicht zu besichtigen.)
Das Museum ist, neben der Stadtgeschichtlichen Abteilung im 1. Stockwerk, besonders
für die Kinder interessant. Sie dürfen mit rekonstruierten Steinwerkzeugen
experimentieren, sich in einem Computerquiz über die Dithmarscher Geschichte
testen lassen oder auch dem Nachbau einer bronzezeitlichen Lure (Blasinstrument)
Töne entlocken.
Regelmäßig finden in dem Museum auch Wechselausstellungen zum Thema Dithmarschen statt. Gegenüber des Museums ist ein Hünengrab sowie der alte Heider Wasserturm zu sehen.
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt Heide gehört natürlich
auch die St.-Jürgen-Kirche, am Marktplatz gelegen, deren älteste Spuren
bis in die Zeit der Stadtgründung zurückgehen. (Mit dem Rollstuhl
gut zu befahren, Behindertenparkplatz befindet sich auf dem Marktplatz direkt
neben der Kirche.)
Vielleicht finden Sie in der Grünanlage der Kirche
einen alten Grabstein mit kyrillischen Schriftzeichen: Im Jahre 1713 kam ein
russisches Heer nach Heide. Eine der Offiziere, ein Fürst, verstarb hier.
Zu seiner Beerdigung reiste Zar Peter der Große an, er hatte den Gedenkstein
in Auftrag gegeben und bezahlt.
Vor der Kirche, an der Südwestecke des Marktplatzes, steht der St.-Georg-Brunnen, von dem Bildhauer Siegfried Assmann gestaltet. Auf bronzenen Relieftafeln sind Stationen der Geschichte Dithmarschens dort illustriert: Das Hamburger und Heider Stadtwappen gemeinsam auf einer Tafel weisen auf die Stadtgründung hin. Dann die Versammlungsrunde der 48Regenten (Geschlechterführer), die Gliederung der "Republica Dithmarsia", die Schlacht bei Hemmingstedt, die Hinrichtung des Reformators Heinrich von Zütphen im Jahre 1524, der Verlust der Bauernrepublik im Jahre 1559, der Brauch des Hahnebierfestes der drei Heider Eggen und der plattdeutsche Lyriker Klaus Groth sind ebenfalls dort verewigt.
In Heide-Lüttenheid steht neben dem Stammhaus des Komponisten Johannes Brahms das Klaus-Groth-Museum.
Zur Hinrichtung des Heinrich von Zütphen schrieb im Jahre 1525 Martin
Luther: "Sie fielen mit Gewalt in die Pfarre, zerschlugen alles, was da
war, als der vollen, unsinnigen Bauern Gewohnheit ist, Kannen, Kessel, Kleider,
Becher. Was sie aber fanden von Silber und Gold, nahmen sie mit. Fielen auch
zu dem Pfarrer ein mit Gewalt, hieben und stachen und schrieen: Schlag tot,
schlag tot! Ein Theil stieß ihn auf die Straße, nackend in den Dreck
und nahm ihn gefangen, er solle mit ihnen gehen. Der andere Theil schrie, man
sollte ihn gehen lassen, denn sie hätten keinen Befehl ihn zu fangen. Danach
als sie ihren Mutwillen mit dem Pfarrer geübt hatten, fielen sie zu dem
guten Bruder Heinrich ein und nahmen ihn nackend aus dem Bette, schlugen, stachen
wie die unsinnigen vollen Bauern und banden seine Hände sehr hart auf den
Rücken, zogen und stießen ihn also lange, daß auch Peter Nannen
mit Barmherzigkeit bewegt wurde, der sonst ein giftiger Feind des Wortes Gottes
war."
Es folgte auf dem Heider Marktplatz eine Gerichtsverhandlung und die Hinrichtung.
Im Heider Museum ist ein 1745 gedrucktes Bild von der Hinrichtung zu sehen.
einer der nördlichsten Kirchlandspielsgemeinden Dithmarschens war jahrhundertelang
der nördlichste Punkt des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation". 1140 erscheint zum ersten Male der Name Lunden auf einer Urkunde.
Dort verpflichten sich die Lundener, keine hamburgischen Kaufleute mehr zu überfallen.
Aus dieser Zeit entstammen auch die ältesten Spuren der St.-Laurentius-Kirche,
(mit fremder Hilfe im Rollstuhl gut zu erreichen!) in deren Mauern rheinisches
Tuffgestein verbaut wurde.
Der Kirchenheilige war ein Armenpfleger der frühchristlichen, römischen
Gemeinde, der der Legende nach 258 n.Chr. auf einem Rost den Martyrertod starb.
Eine Darstellung in der, aus dem Jahre 1648 stammenden Wetterfahne über
dem Chor, sowie die Wetterfahne auf der Turmspitze aus dem Jahre 1784 erinnert
daran.
Die ältesten Teile der Inneneinrichtung sind ein Kronleuchter von 1774
und zwei Bilde eines unbekannten Malers von 1568, die Martin Luther und Phillip
Melanchton darstellen sollen.
Rund um die Kirche ist, wie es im Mittelalter allgemein üblich war,
ein Friedhof angeordnet. Dieser Friedhof um die St.-Laurentius-Kirche gilt als
ein einmaliges kulturgeschichtliches Zeugnis. Es durften hier nur die Angehörigen
der Lundener Geschlechter beerdigt werden. Geschlechter waren, wie schon erwähnt,
einflußreiche Dithmarscher Familien-verbände. Die Anlage zeigt einen
bedeutenden Bestand an Grabsteinen, zahlreiche gemauerte Grabkeller, und Grabdeckplatten
und Stelen aus dem 16./17. Jahrhundert. In den Kellern wurden die Särge
auf Stellagen oder zwei parallel gemauerten Ziegelreihen gestellt. Die Grabplatten
und Stelen sind bis zu 2 Tonnen schwer. Sie wurden meist von Bremer Steinmetzen
bearbeitet, und kamen per Schiff nach Lunden.
Sehenswert ist auf diesem Friedhof besonders der Sühnestein, der an den
im Jahre 1537 während einer Geschlechterfehde ermodeten Peter Swin erinnert.
Als Peter Swin durch die Dithmarscher Kirchspiele reiste, um für das Gesetz
zur Abschaffung der Selbstjustiz mit dem Recht zur Blutrache zu werben, haben
ihn Angehörige des rivalisierenden Geschlechts der Russebolingmannen ermordet.
Sehenswert ist in Lunden sicherlich auch der Gänsemarkt. Er gilt als der größte Dorfplatz in Schleswig-Holstein, sowie das, in der alten Volksschule eingerichtete, Heimatmuseum.
Über die, von Holländern angelegte, Grachtenstadt Friedrichstadt gelangen wir nach...
Husum liegt eigentlich ja schon nicht mehr in Dithmarschen, ist aber dennoch
einen Ausflug wert.
Die Stadt Theodor Storms ist nicht nur wegen der Krabbenbrötchen berühmt
geworden, sondern auch wegen des Husumer Schloßes, daß die Gottdorfer
Herzöge hier zwischen 1577 und 1582 errichten ließen. Im Frühjahr
zur Krokusblüte ist der Schloßpark ein, auch für die Husumer
selbst, beliebtes Ziel. Im Theodor-Storm-Haus, (mit dem Rollstuhl und fremder
Hilfe gut zu erreichen!) in unmittelbarer Nähe des alten Hafens, wohnte
der norddeutsche Dichte zwischen 1866 und 1880. Zeitweilig lebte er auch in
den Häusern Neustadt 56 und Süderstr. 12. Geboren wurde er im Hause
Markt 9. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten zählen neben einigen gut
erhaltenen Bürgerhäusern aus verschiedenen Jahrhunderten - Große
Straß, Markt, Schiffbrücke, Wasserreihe, das Rathaus und die Marienkirche.
Ein dunkles Kapitel Deutschlands wird im Ortsteil Schwesing angesprochen.
Dort wurde am 27. November 1987 das Mahnmal für das NS-Konzentrationslager
Husum-Schwesig eingeweiht. (Mit dem Rollstuhl gut zu befahren!) Viele Menschen
wurden, genau wie in anderen KZ’s des Dritten Reiches, dort gequält und
durch Arbeit und mangelnde Hygiene umgebracht. Ursprünglich 1938 als "Reichsarbeitsdienstlager"
für 250 Mann geplant, wurde es seit dem 25.9.1944 mit 1500 Häftlingen
als Außenlager des Konzentrationslager Neuengamme benutzt. Bereits 3 Wochen
später, am 17.10. kamen weitere 1000 Häftlinge hinzu.
Aufgabe des Lagers war es den sogenannten Friesenwall, beginnend westlich der
Stadt Husum und nördlich weiterführend über Schobül bis
nach Bredstedt, zu errichten. Er sollte eine evtl. Landung Alliierter Truppen
an der Westküste Nordfrieslands vereiteln bzw. erschweren. Bei der Errichtung
des Lagers versprach der Lagerkommandant Hans Griem die Befestigungsanlagen
binnen sechs Wochen hergestellt zu haben. Doch selbst nach drei Monaten, als
das Lager schon wieder aufgelöst wurde, war man mit der Arbeit noch nicht
einmal zu 50% fertig. Am 29.12.1944 verließ der letzte Wachsoldat das
Lager. In diesen drei Monaten fanden in diesem Lager 2500 Menschen den Tod.
Über die B5, bzw. die B202 fahren wir zurück Richtung Heide. Bei der Ausfahrt Tönning fahren wir ab. Durch Tönning hindurch und weiter über Tönning-Olversum kommen wir zum...
(Mit dem Rollstuhl teilweise gut zu befahren.)
Durch die Eiderabdämmung, für 170 Millionen DM, von 1967 bis 1973
vom Land Schleswig Holstein erbaut, wird das Land von Überschwemmungen
durch die Sturmfluten geschützt. Insgesamt ist die Eiderabdämmung
4,8 Kilometer lang. Das jedoch imposanteste Bauwerk der Abdämmung ist das
Sperrwerk:
Der Fluszlig; Eider muß nun durch fünf mächtige
Fluttore hindurch, die im Falle einer Sturmflut geschlossen werden können.
Durch einen 336 m langen Autotunnel ist das Sperrwerk zu durchfahren. Vor dem
Bau der Eiderabdämmung preßte sich das Nordseewasser regelmäßig
bei den Sturmfluten in die Flußniederungen der Eider, und staute diese
bis hinauf hinter Rendsburg. Immer wieder wurde z.B. die Fischerstadt Tönning
überflutet.
Über Wesselburen, der Stadt des Schriftstellers Friedrich Hebbel, geht es weiter nach Büsum.
(Mit dem Rollstuhl teilweise gut zu befahren!)
... gehört zu den
Pionierorten des Fremdenverkehrs. Ab 1818 blüht dort die Touristik. 1837
wurde Büsum zum Seebad mit Badeanstalt ernannt, der ab 1883, als erstes
Nordseebad, mit der Eisenbahn zu erreichen war.
Einige der heutigen Attraktionen sind: Ein Meerwasser-Hallen-Wellenbad, ein
18-Loch-Golfplatz sowie der berühmte rot-weiß-gestreifte 25 m hohe
Leuchtturm, der seit 1913 den Schiffen den Weg in den Hafen weist. Im Fischereihafen
ist eine große Krabbenfangflotte stationiert. Und auch Ausflüge nach
Helgoland kann man von hier aus täglich antreten. Bis 1609 übrigens
war Büsum eine Insel. Erst durch die Andeichung wurde sie an das Festland
angeschloßen. Um 1450 herum ist auf einer Warft die Kirche erbaut worden.
Sie wurde St. Clemens, dem Schutzheiligen der Schiffer und Küstenbewohner
geweiht.
Von Büsum aus fahren wir über die B203 in Richtung Heide
und gelangen nach ca. 10 Min. Fahrt zu einem der ältesten Wurtdörfer
Dithmarschens:
(Mit dem Rollstuhl teilweise gut zu befahren!)
Vielleicht ist Wöhrden sogar eines der ältesten Dörfer Dithmarschens.
Der griechische Geograph Ptolemäus erwähnt schon im Jahre 150 n. Chr.,
daß sich vor der Elbmündung drei Sachseninseln befinden. Hierbei
könnten es sich um die Wurten Fahrstedt (bei Marne), Wöhrden und das
alte Büsum, welches um 1362 oder um 1380 untergegangen ist, handeln.
Erstmalig wird Wöhrden in einem Vertrag, welcher am 7.5.1281 in Meldorf
zwischen dem Wöhrdener Kirchspiels und dem Hamburger Rat geschloßen
wurde, erwähnt.
Um die alte, die erste Kirche, Wöhrdens rankt sich die folgende Geschichte:
Graf Gerhard der Große dringt gewaltsam im September 1319 durch das südliche
Dithmarschen bis nach Wöhrden vor. Hier nach Wöhrden haben sich viele
Dithmarscher in die Kirche geflüchtet. Als Graf Gerhard am 7.9.1319 in
Wöhrden einmarschiert legt er sogleich Feuer an die Kirche. Seine Männer
beginnen mit der Plünderung des Dorfes. Die in der Kirche Eingeschloßenen
waren der Meinung, lieber in Kampf zu sterben als in der Kirche zu verbrennen.
So brechen Sie verzweifelt aus der Kirche aus und schlagen Graf Gerhard und
seine Leute in die Flucht. Die Kirche geht in Flammen auf.
Neben der neuerbauten Wöhrdener Kirche ist noch eines der schönsten
Häuser erwähnenswert: Das Materialienhaus.
Es steht in Sichtweiter
der Kirche in der Hafenstraße. In dem Türbalken ist zu lesen:
"1519 - 1788 - 1929 WÖHRDENER WATERBÖRS - ICK WILL JU EEN NIE
HERTE UNDE EENE NIEN GEIST IN JU GEVEN" (Ich will Euch ein neues Herz und
einen neuen geist in Euch geben; Hesekiel 36/26). Die letzte Renovierung des
Materialienhauses fand 1972 statt. Heute wird das Haus privat bewohnt.
...Seehundforschungs- und Aufzuchtstation
(Mit dem Rollstuhl teilweise gut zu befahren!)
Sie befindet sich nördlich des Friedrichskooger Fischereihafens. Hier können
die Seehunde in einer naturnah gestalteten Freianlage über und unter Wasser
beobachtet werden. Die jungen Seehunde, Heuler genannt, werden hier aufgezogen,
die durch Stürme oder menschliche Störungen den Kontakt zum Muttertier
verloren haben. Die Seehundfütterungen sind für die Kinder sehr interessant.
Der angrenzende Fischereihafen beherbergt die größte Kutterflotte der Schleswig-Holsteinischen Westküste. Hier kann man, direkt vom Kutter, frische Fische und Krabben erstehen. Und jedes Jahr im Juli findet hier die "Fischkutter-Regatta" um das "Blaue Band" von Friedrichskoog statt. Auch die Schutzstation Wattenmeer direkt am Hafen ist einen kurzen Besuch wert.
Unsere letzte Station geht wieder in die Geschichte des Landes zurück.
(Mit dem Rollstuhl teilweise gut zu befahren!)
... herum enstand ab dem
9. Jahrhundert die, heute stattliche, Ortschaft Burg. Der sehr gut erhaltene
Ringwall umschließt den heutigen Friedhof und ist begehbar. Nach einer
alten Überlieferung soll im Jahre 1144 Graf Rudolf von Stade in dieser
Burg von Dithmarscher Bauern erschlagen worden sein. Sie sollen sich, dem Prinzip
des Trojanischen Pferdes gleich, in Kornsäcke genäht, heimlich Zugang
in die Böckelnburg verschafft haben. "Nun rühret die Hand, zerschneidet
das Band" soll ihr Schlachtruf gewesen sein.
Als Sühnekapelle für Graf Rudolf soll die Petri-Kirche zwischen 1144
und 1200 errichtet worden sein. Sehenswert ist ein Holzkruzifix aus dem 14.
Jahrhundert, ein silberner Abendmahlskelch von 1431, die Kanzel von 1661 und
ein Gemälde von 1701: "Das Jüngste Gericht".
Für Kinder, wie auch für Erwachsene, ist das Waldmuseum ebenfalls ein lohnenswertes Ziel.
Am Nord-Osteekanal kann man die Ozeanriesen beobachten, die von Brunsbüttel oder Kiel aus kommend, ihren Zielhafen ansteuern.
Nun sind wir am Ende unseres Ausflugs angelangt. Ich hoffe, daß sie liebe Leser, genau wie ich auch, Freude am Besuch der einzelnen Stationen hatten. Vielleicht aber auch etwas zum Nachdenken, wie im Falle des Konzentrationslagers Husum-Schwesing, dessen Geschichte ein 17jähriger Jugendlicher zu Papier gebracht und den dritten Preis des Schülerwettbewerbs Deutsche Geschichte 1992/93 gewann.
Der folgende größere Abschnitt gibt einzelne Kapitel der "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf" wieder.
Dieses, 1833 in der hamburgischen "Langhoffschen" Buchdruckerei
erschienene, Werk ist eines der detaillreichsten Chroniken des Bauernstaates
"Dithmarschen".
Im weiteren werden Auszüge daraus zitiert (es versteht sich von selbst,
daß.die in dem Buch verwendete Rechtschreibung verwendet wird). (ab S.
29)
Diese steht zu 80 1/4 Pflügen in der Landesmatrikel angesetzt. Zu ihr gehören, außer der östlichen Hälfte Meldorfs, welche drei Viertel des Fleckens umfaßt: das Kloster-, Gehr- und Rosenviertel, folgende Marschdörfer:
1) Barsfleth. Früher lag
dieses Dorf weiter westlich, und mußte, weil das Meer immer mehr Land
wegspülte, 3 Mal an einer anderen Stelle aufgebauet wwerden; hat übrigens
seinen Namen von einem durch das Dorf gegangenen Fleth. Eine Mühle. 2)
Böddinghusen. Es läßt sich ebenso wenig bestimmen, ob
die Bodiemen die Gründer dieses, jetzt aus 4 Höfen bestehenden, Dorfes
gewesen sind, als noch die geringste Spur von dem Edelhofe Streiwisch vorhanden
ist, den Joachim Blohm nach den Chronisten hier besaß.
3) Dehling, (Oester- und Wester-). In der Nähe dieser ausgebauten Häuser
liegt das merkwürdige Dusenddüwelswarf. 4) Epenwörden,
wovon später noch geredet wird, mit einer achteckigen Mühle. Ausgebaute
Häuser sind: Ein haus im Mieltale, Eppenwördener Moor genannt, und
einige Häuser am sogenannten Heisteige. 5) Harmswörden
mit der sogenannten Kanzelei. 6) Hesel, auf einer Sanddüne in den Wiesen, nordöstlich
von meldorf, jetzt nur zwei kleine Häuser, früher ein großes
Dorf. Weiter östlich im Mielthale sin in neuerer Zeit zwei kleine Höfe
angelegt, Meldorfer Moor genannt. 7) Ketelsbüttel,
lag früher weiter westlich und ist durch das 1700 hier vorgefallene Treffen
merkwürdig. 8) Thalingburen.
Diese enthält 66 1/4 Pflüge; sie steht
mit der Südervogtei-Geest unter Einem Kirchspielvogt und es gehören
zu ihr, außer der westlichen Hälfte Meldorf's mit dem Burg- und Norder-Viertel,
folgende Dörfer:
1) Ammerswurth. 2) Busenwurth. Hier bildete die See einen Busen bis an Bulswurth,
wovon gewiß die auf hohen Wurthen erbaueten und an beiden Seiten des Busens
gelegenen Dorfschaften Süder- und Norder-Busenwurth den Namen haben. Seit
1615 ist in Norderbusenwurth eine Capelle, veranlaßt durch die im Winter
beschwerlichen Marschwege. Anfangs las der Schullehrer Sonntags die Predigt
vor, später wurde auf Anhalten der Commune ein Candidat der Theologie,
der Prädicant und Schullehrer zugleich war, angestellt; dorch scheinen
schon seit 1705 diese Ämter getrennt zu seyn. In letzterem Orte ist auch
eine Mühle. 3) Eesch.
4) Elpersbüttel, ein nicht
unbedeutendes Dorf mit einer Mühle. Auf dem zu dieser Dorfschaft gehören
jetzt mit wenigen Häusern besetzten Donn, lag vormals ein Dorf namens Oldenerpe,
das schon 1164 von Heinrich dem Löewn an die Abtei zu Bremen geschenkt,
später aber, wie die Chronisten berichten, durch großes Sterben und
durch Muthwillen, den die Einwohner von Südermännern, vorzüglich
Windbergern, zu leiden hatten, so verödet wurde, daß die letzten
Einwohner dasselbe im 16ten Jahrhundert freiwillig verließen, worauf die
Elpersbütteler das Land kauften. 5) Lütjenbüttel.
6) Wolfenbüttel, nahe der Geest, von den Busenwurthern gegründet.
Von den meisten Marschdörfern sind einzelne Häuser an den Seedeich
ausgebaut, die nach den Dörfern denen sie am nächsten gelegen, den
Namen führen.
Diese hat 34 1/4 Pflüge, und besteht außer
Windbergen wovon später die Rede seyn wird, aus folgenden Dörfern:
1) Bargenstedt. Mauritius von der Wisch besaß hier ein Edelgut
und noch jetzt heißt ein Theil der Bargenstedter Feldmark das Junkerland.
Nicht weit von hier lag in alter Zeit ein Dorf namnens Henscherade, von einer
reichen Familie bewohnt, so mächtig, daß der Priester, bevor sie
in die Kirche gingen die Messe nicht beginnen durfte. Das Dorf starb, vielleicht
in der Pestzeit, bis auf einen Mann und seinen Söhnen völlig aus.
Dieser verlor eine Streitsache, und weil er in der Meinung srtand, ein 48ger
in Windbergen habe ihm die Sache verdreht, machten seine Söhne sich auf
den Weg, erbrachen bei Nacht des 48gers Haus, schnitten ihm die Zunge aus, und
brachten sie dem Vater. nach solch' blutiger Rache verzog auch diese Familie
das Dorf, und ließ sich in Fehmarn nieder. So erzählen die alten
Chronisten. Auf dem Platz aber, wo das alte Henscherade mit seiner Feldmark
lag, sind in neuerer Zeit 2 Tannengehölze, das eine vom Advocaten Böckmann
1800, groß 9 Morgen, und das andere vom Physikus Reuber 1816, 10 Morgen
groß, angelegt, die durch ihr fröhliches Gedeihen zu ferneren Anpflanzungen
der Art aufmuntern. 2) Delfbrücke. Hier wurde 1403, als Herzog Gerhard Dithmarschen mit
Krieg überzog, auf des Anführers Claus von Ahlefeld Rath, ein Blockhaus
erbaut, das in einem aus stark festverzimmerten Balken aufgeführten Thurme
bestand. Die Dithmarschenr konnten den Aufbau nicht hindern, und erlitten bei
vielfach versuchter Stürmung großen Verlust. Doch schon 1404 nach
dem großen Siege mußte die Feste ihnen geräumt werden, worauf
sie dieselbe schliefen. Später war an diesem Orte eine Wassermühle,
die von einer Aue getrieben wurde, welche bei Tensbüttel entspringt, im
Norden Meldorfs mit der Fieler Aue sich vereinigt, und dann den Namen Miele
führt. Diese Mühle brannte 1808 ab, und seitdem steht hier eine Windmühle.
3) Farnewinkel. Nich weit von hier liegt der Engelsberg, von dem die
Sage geht, er habe seine Höhe durch eine jetzt versunkene tiefe Höhle
erhalten, die nach Neoc. Bericht von Räubern zu einem Schlupfwinkel angelegt
war; was wegen der beigefügten Bemerkung, die ganze Gegend sey hier mit
Holz besetzt gewesen, nicht unwahrscheinlich ist. 4) Fiel liegt auf
einem ringsum von Wiesen umgebenen 35 Morgen großen Sandhügel. Wegen
der Entfernung von Meldorf halten die Einwohner sich zur Nordhastedter Kirche,
müssen jedoch die Kirchenabgaben auch in Meldorf entrichten. Den 17. April
1832 traf diesen Ort das Unglück durch eine beim Heizen eines Backofens
entstandene Feuersbrunst innerhalb 2 Stunden fast gänzlich eingeäschert
zu werden. Bei Fiel liegt ein königlicher See, der ohne Zweifel vor Jahrhunderten
den größ0ten Theil des Mieletales einnahm.
5) Gudendorf, das
nach Hans Dethlefs Bericht von den durch die Windberger vertreibenen Querdern
soll erbauet worden sein. Vor Zeiten kauften hiesige Bewohner einen Theil der
Windberger Kirchenländereien, weshalb der dortige Prediger noch jährlich
10 Tonnen Rocken von hier erhält. Nicht weit von hier befindet sich eine
Ebene, welche der Reuter- oder Exerzierplatz heißt. In den Jahren 1758
- 1763 wurde dieser Platz vo 2 Regimentern Cavallerie, die wegen eines zwischen
Dännemark und Rußland zu befürchtenden Krieges in Süderdithm.
eingerückt waren, zum Exerzierplatze benutzt, und erhielt daher den Namen.
Die Hufe der Pferde rissen die Dammerde auf, unter der sich hier nichts als
Flugsand befindet, und bald waren 2 Morgen mit Sand bedeckt. Zuerst hielt man
das Uebekl für unbedeutend und als die Landschaft demselben wehren sollte,
wählte sie verkehrte Mittel, z.B. Pflügen. Im Jahre 1792 waren schon
gegen 10 Morgen mit Flugsand überschwemmt. Mehrere Ackerfelder der angränzenden
Dörfer, besonders Hindorf's wurden durch die Sandwellen verödet, und
letztere drohten die ganze Feldmark zu verschlingen. Da befahl die Königl.
Rentekammer unterm 17. August 1816 den Flugsand zu dämpfen. Der Weg von
Gudendorf nach Freidrichshof wurde verlegt, und es gelang der Landschaft mit
Plaggen, Dünger und Sandhafer dem Uebel Einhalt zu thun. 6) Krumstedt, vielleicht
schon im 12ten Jahrhundert vorhanden und an's Kloster Hersefeld geschenkt. Zu
Ende des 16ten Jahrh. hatte der Statthalter Heinrich Ranzau hier ein adliches
Gut. Oestlich von Krumstedt liegt ein großer der Landschaft gehörender
Heidevierth, wovon 1823 der südlich an der Landstraße gehörende
Theil, 174 Morgen groß, an 4 Hausleute in Krumstedt und Süderhastedt
für 3500 T. verkauft wurde. Diese erbaueten hier ein Haus, Niehof genannt,
mit einem Wirthschaftsgebäude, und fingen an die Heide urbar zu machen.
200 Tonnen sind jetzt schon bemergelt. 7) Lehrsbüttel.
8) Nindorf. Ohne Zweifgel war es die hiesige Mühle, die Heinrich
Rantzau in der letzrten fehde anzünden luieß, um dem über Ammerswurth
gegen Meldorf vordringendem Feinde ein Zeichen zum Angriff zu geben. 9) Odderade. Dieser kleine fast ganz wie das nahe daran gelegene Lehrsbüttel
von dem schönsten Gehölz umgebene Ort soll von einem Grafen Otto,
der auf der Böckelnburg gehaust, seinen Namen erhalten haben, und nach
Carstens hätten sich die ersten dithm. Grafen hieselbst niedergelassen.
Die angenehme Lage konnte sie wol dazu vermögen. 10) Sarzbüttel.
Melchior von Ahlefeld hatte noch zu Anfang des 17.ten Jahrh. hier einen adlichen
Hof. Ausgebaut ist Delmath. 11) Wolmersdorf. Seit kurzem ist
hier eine zweite Steinbackerei, da vorher die unweit Epenwöhrden belegene
die einzige im Kirchspiele war.
Windbergen, ein nicht nur wegen der vormaligen
tapferkeit seiner Einwohner,, sondern auch im Heidenthume durch den daneben
liegenden Wodansberg und den Hesus-Hain, wie in der christlichen zeit durch
das heilige Kreuz und späterhin durch den Geschichtsschreiber Hans Dethlefs
berühmter Ort, gehört in weltlichen Dingen zum Kirchspiel Meldorf
Südervogtei-Geest. Er Meerbusen führte, wie schon erzählt, bis
tzum Cleve, der hier seinen Anfang nimmt, und Billeswordt, jetzt Bulswurth genannt,
war der vor Sturmwinden fast ganz gesicherte Hafen Windbergens. kein Wunder
also, daß die reichsten Familien hier der Schiffahrt halber sich nioederließen,
und weil berge die Schiffe vor dem Wind schütztebn, dem Orte den
Namen Windbergen gaben; kein Wunder selbst, daß man bedacht war, vor feindlichen
Überfällen, so viel wie möglich, das Dorf sicher zu stellen.
""Hier. sagt P. Mohr, war einer der bedeutensten Vorposten des Landes;;
nicht haltbar in sich freilich, aber die Angeborne Tapferkeit, der Verstand
und die Geschicklichkeit und eine muntere un unermüdliche Herzhaftigkeit
seiner alt- und allberühmten Geschlechter, insbesondere der Vogdemannen,
hielt auf, bis nun auch das übrige Land sich in Vertheidigung und in Wehr
setzen konnte."" Darum hatte in der Regel auch hier ein 48ger seinen
Sitz. [Das Windberger Kreuz:] Vormals war Windbergen zu Meldorf
eingepfarrt, aber ein wunderbarer Umstand, so erzählt Hans Dethlefs, gab
der ersten Capelle, wie der nachherigen Kirche ihr Daseyn. An der Stelle der
jetzigen Kirche pflügte ein Mann und plötzlich stehen seine Ochsen
still, weil sie den Pflug nich zu ziehen vermögen. Bei genauer Untersuchung
findet er vor dem Pflugeisen ein kleines ehernes Crucifix, wofür man das
noch jetzt auf dem Altar befindliche ausgiebt. Dieses Crucifix verbirgt er als
ein Heiligthum, verschließt es in einen Kasten, findet es aber zu
seinem Erstaunen alle Morgen wieder oben auf liegen. Noch will er dieses Heiligthum
keinem zeigen, allein er kommt von Sinnen, und wie er nun den Vorfall offenbart,
kehrt auch sein Verstand zurück. Jetzt errichtet er auf jener geheiligten
Stelle ein großes Kreuz, und daneben eine kleine hölzerne Zelle.
Das Wunder wird bekannt, und das Kreuz kommt in großen Ruf. Andächtige
wallfahren aus dem ganzen Lande und anderen benachbarten Orten dahin, und noch
zu Heinrich von Zütphens Zeit wird dem Kreuze, wobei der Wunder viele geschehen,
große Ehre erwiesen. Die Wallfahrenden kommen aber nicht mit leerer hand,
sondern bringen reichliche Opfer dar, und von diesen erbaut man in der Folge
eine Capelle. Sobald diese steht, verpflichtet sich der Prior des Klosters zu
meldorf für die Hälfte des jährlichen Opfers einen Mönch
uzur Verrichtung des Gottesdienstes in dieser Capelle zu halten, die andere
Hälfte wird zum Unterhalte des Gebäudes verwendet. Wann diese Capelle
entstanden, berichtet die Geschichte nicht, aber schon 1449 wird ein Geistlöicher
zu Windbergen genannt, Namens Detlef Vaget. Aus der Caopelle wurde winigstens
zu Anfang der Reformation eine Kirche, zum heiligen Kreuz genannt, und diese
erhielt ihren eigenen Prediger; denn Gerhardus Bovmeister unterschrieb 1547
die von sämmtlichen Predigern in meldorf gefaßten Beschlüsse
als Pastor tho Windbergen und Hinrich Sellemannus 1156 die confessio coenac
sacrae als Pastor Windbergensis. Von den 21 Vorwesern des jetzigen Pastors ist
über die zwei ersten nichts Näheres bekannt, von den nachfolgenden
11 sind 8 hier gestorben, zwei ihres Amtes entsetzt und einer hat vieler Streitigkeiten
wegen sein Amt niedergelegt, jedoch alle 8 Nachfolger des Pastors von Anken,
der 1760 starb, haben andere Stellen erhalten. Satt der alten engen und baufälligen
Kirche ward 1742 eine neue etwas größere durch den Zimmermeister
Horn aus Busenwurth erbaut, die der Probst von Anken am 5ten August einweihete.
Da die keline Gemeinde die Baukosten nicht tragen konnte, wurden ihr vom Könige
nicht allein die Collecten in den Deutschen Staaten, welche 300 Rthlr. brachten,
bewilligt, sondern auch 200 Rthlr. Strafgelder geschenkt. Im jahre 1825 erhielt
sie durch des früher hier angestellten Pastors Asschenfeldt's Vermittlung
aus Flensburg zwei schöne übersilberte Altarleuter und eine silberne
Oblatendose. Das Pastorat ist 1749 erbaut.
Wenigstens seit 1667, welche Jahreszahl auf dem kleinen silbernen Vogel und dem ersten Schilde der Königskette steht, ist hier eine Gilde. Ob sie ursprünglich das war, was sie jetzt ist, eine Brand-Mobilien-Gilde, wagen wir nicht zu entscheiden, aber schon seit 1760 ist sie als solche königl. confirmirt. gegenwärtig zählt sie 330 Interessenten, und die Versicherungssumme beläuft sich auf 218,000 Th. . Jährlich wird am Rechnungstage Montags nach Ostern bestimmt, ob das Vogelschießen Montags und Dienstags nach der Pflingstwoche Statt finden solle. - Seit einigen Jahren bestehen hier 5 Töpfereien, die fast ganz Süderdithm. und die Umgegend mit Steingut versorgen. - Südlich am Dorfe steht eine Mühle. Der in der Nähe Windbergens befindliche, etwa 80 Morgen große See gehört dem Könige.
Auf dem noch jetzt sogenannten Querjen-Felde lag früher ein Dorf, namens Querder, dessen Bewohner von den Windbergern vertrieben wurden, worauf der letzte von ihnen das erste Haus da, wo jetzt Gudendorf steht, erbaut haben soll.
(Quelle: "Hanssen und Wolf: Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; S. 29-34 )